Letztes Wochenende war in Neuseeland das Labour Weekend. Das heisst, dass jeder der ein Wohnmobil, Wohnwagen, Botsanhänger mit Boot oder Offroadfahrzeug besitzt ans andere Ende der Insel fährt um 3 Tage Frühlingsferien zu machen. Anhand des Verkehrs machen dies sehr wahrscheinlich die vorher nicht genannten Kiwis ebenfalls. Auch wir (nur Tandembesitzer) schlossen uns diesem Tross an. Wir beluden unser Tandem mit überlebenswichtigen und auch sehr vielen weniger wichtigen, schweren Dingen, damit wir beim nationalen Verkehrschaos mitmachen konnten. Am Samstag um 5.30 schrillte der Wecker, damit wir dann um 6.20 Richtung Bahnhof Christchurch los radeln konnten. Beim Bahnhof angekommen, mussten wir dann unser Tandem in den Zug verladen. Die Bahnbeamten (britische Bahnbeamte wie im Bilderbuch) fragten uns, ob es nicht möglich währe das Tandem zu falten oder in der Mitte auseinander zu sägen. Schlussendlich fanden sie dann aber doch noch einen Platz in einem separaten Gepäckwagen und die Fahrt nach Waipara konnte los gehen.
Waipara Central Station
Die Region um Waipara ist ein sehr bekanntes und grosses Weinanbaugebiet an der Ostküste Neuseelands. Unter Waipara Central Station stellt man sich vielleicht einen grossen, stolzen und prachtvollen Bahnhof aus der Kolonialzeit vor. Im Zug sagte der Lokführer diese Haltstelle an, fügte auch noch hinzu, dass hier Passagiere aussteigen würden, aber alle anderen im Zug bleiben sollen. In Wirklichkeit ist der Bahnhof eher wie die Haltestelle eines sibirischen Dorfes mit fünf Einwohnern und das Bahnhofsgebäude oder besser gesagt das Häuschen sieht aus wie eine Bernmobilhaltestelle aus den 50iger Jahren. Neben dem Bahnhof der Main North Line (kein Witz!) befindet sich das Bahnbetriebsgelände des Weka Pass Express. Der Weka Pass Express ist ein Wochenenddampfbahn einiger Eisenbahnenthusiasten. In Neuseeland hat die Eisenbahn eine ganz andere Bedeutung als in der Schweiz. Die Eisenbahn wird fast ausschliesslich für den Gütertransport genutzt (mit steigender Frachtmenge), die wenigen Fahrten welche man als Passagier miterleben darf, sind aber nur auf den Tourismus ausgerichtet.
Tandemfahrt
In Waipara konnte dann das Abenteuer der Velofahrt beginnen. Zuerst schossen wir noch einige Fotos des eindrücklichen Bahnhofes und dann schwangen wir uns auf das Rad. Das erste Tagesziel war der Weka Pass. Wir stellten uns unter diesem Namen einen Pass vor wie in der Schweiz oder analog der Port Hills in Christchurch. Es stellte sich aber dann heraus, dass er viel einfacher zu bezwingen war. Vorbei an grossen Schafherden und grüner Landschaft fuhren wir dann gemütlich über diesen Hügel. Rana, welche auf dem Tandem hinten immer ein bisschen Zeit hat die Landschaft zu bestaunen, stellte fest dass es in Neuseeland nicht nur von Schafen wimmelt, sondern auch ebenso viele Hasen im Gras umherhüpfen. Manchmal hatte man das Gefühl, dass der ganze Hügel springt. Darum muss man sich auch nicht wundern, wenn pro km bis zu 3 Tiere auf der Strasse überfahren umher liegen. Es viel ihr auch auf, dass oftmals die Kadaver an die Viehzäune gehängt wurden. Nach dem Weka Pass fuhren wir dann eine mehrere km lange gerade Strecke durch einen stückweise gerodeten Wald. Nach dieser Strecke gönnten wir uns eine kurze Pause, da uns langsam die Beine schmerzten. Nach 2 Minuten hielt dann schon der erste Wagen neben uns an und der Fahrer versicherte sich bei uns ob wir Hilfe bräuchten. Nach dieser kurzen Pause fuhren wir durch ein schönes Bergtal, vorbei an traumhaften Weidegegenden und über eine tiefe Schlucht bis ins „Alpine Spa Village" Hanmer Springs.
Hanmer Springs
Hanmer Springs ist bekannt für seine natürliche warmen Termalquellen. Sie wurden 1859 von einem Europäer entdeckt. 1914 wurde dort ein Sanatorium. Im gleichen Jahr brannte dieses Sanatorium jedoch ab und ein Spital für Kriegsverletze wurde errichtet. Später wurde es für sonstige Wassertherapien und dann als Alkoholrehabilitationszentrum genützt. Das Spital existiert in diesem Stil nicht mehr. Das Gebäude blieb aber erhalten. Heute sind diese Thermalquellen eine grosse Touristenatraktion. Einheimische glauben aber, dass diese natürlichen Thermalquellen nicht mehr benützt werden und das schwefelhaltige Wasser künstlich hergestellt wird. Der riesige Kamin in der Nähe der Hotpots spricht somit auch für sich. Trotzdem hat uns das Baden in den 10 verschiedenen Pools oder Pots sehr gut gefallen. Für Rana konnte das Wasser nicht heiss genug sein und Moritz ausnahmsweise nicht kalt genug. Die verschiedenen Pots haben mit Temperaturen von 35C bis 41C für alle Geschmäcker etwas dabei.
Rückreise
Am Montag fuhren wir dann die ganze Strecke von Hanmer Springs wieder zurück nach Christchurch. Auf der Rückfahrt kochten wir uns Reste vom Vortag, welche wir infolge fehlenden Gefässen in einer Petflasche transportierten... das hat ganz gut geklappt.
Während der Mittagspause konnten wir auch noch den fahrenden Weka Pass Express fotografieren.
Auf der Rückfahrt verzichteten wir aber auf dem Zug und fuhren die gesamte Strecke bis Christchurch mit dem Tandem. Somit fuhren wir dieses Wochenende 235km auf unserem Zweirad mit Anhänger.