Auf dem ersten Teil unserer Sommer Tour fuhren wir von Wiesen bis Deggendorf durch den bayrischen Wald.

In Weiden angekommen machten wir uns am späten Nachmittag auf den Weg zum ersten Zeltplatz auf unserem Weg. Wir fuhren südwärts durch das Tal der Naab. Als wir auf dem Radweg die Bahnlinie überqueren wollten, stiessen wir auf eine Schrankenanlage, welche uns bis dahin unbekannt war. Bei diesem Bahnübergang ist die Schranke grundsätzlich geschlossen. Über eine Gegensprechanlage kann man den Schrankenwärter/Fahrdienstleiter aber bitten die Schranke zu öffnen.
Sobald wir herausgefunden hatten, wie die Gegensprechanlage funktioniert, klappte das Überqueren der Gleise wunderbar und wir konnten wie geplant weiter fahren.

In Pfreimd tätigten wir Einkäufe für die nächsten Tage. Während Rana dazu im Supermarkt war, war Moritz mit dem Tandem auf dem Parkplatz eine Attraktion und fuhr mit mehreren Kindern auf dem hinteren Sitz im Kreis um die Autos.

Nach einigen Kilometern durch das Pfreimd-Tal auf einem Radweg und eine verkehrsarme Strasse erreichten wir Trausnitz, wo sich unser Zeltplatz befand. Vom Ortsanfang bis zum Zeltplatz mussten wir aber noch einige kurze, aber bissige Steigungen meistern.

Am Sonntag Morgen wurden wir von einem leichten Nieselregen geweckt, welcher zum Glück zwischen durch aussetzte, so dass wir das Zelt ohne Regen abbauen konnten.

Nach rund einer Stunde Fahrt konnten wir dann für den Rest des Tages auf die Regenkleider verzichten. Unsere Route verlief hügelig in Richtung Osten. Nach dem wir bis kurz nach dem Mittag auf weitgehend ruhigen Nebenstrassen fuhren, gelangten wir auf eine entwidmete Bahntrasse, welche nun ein Radweg ist (Bayrisch Böhmischer Freundschaftsweg). Wir schätzen solche ehemaligen Eisenbahnstrecken sehr, da diese in der Regel sehr angenehme Steigungen haben. Der Nachteil ist aber in der Regel ein Belag mit mehr Rollwiederstand und leider meist auch nicht besonders tandemfreundliche Kreuzungen mit Strassen. Die Kreuzungen haben meist Barrieren, die sich mit einem normalen Fahrrad leicht umfahren lassen. Mit einem Tandem oder in unserem Fall mit Liegetandem und Anhänger heisst es dann in der Regel anhalten, absteigen, schieben, weiterfahren. Schade.

Nichtsdestotrotz genossen wir die „schönen“ Teile des Radweges bis nach Stadlern. Nach einigen Kilometern erreichten wir dann den ehemaligen eisernen Vorhang, wo wir dann auf der tschechischen Seite der Grenze südwärts fuhren. Da die Landesgrenzen ja meist nicht entlang der Höhenkurven verlaufen, ging es stark auf und ab durch ein wunderbar ruhiges Grenzgebiet.

Beim Stausee von Waldmünchen (Perlsee) erreichten wir dann nach 61 km den geplanten Zeltplatz, wo es uns gerade vor Beginn des Regens reichte das Zelt aufbauen und zu duschen.

Aufgrund des Regens entschieden wir uns im Restaurant neben dem Zeltplatz zu essen. An das Menu und ob es gut war erinnern wir uns nicht mehr, wir wissen aber noch, dass aufgrund der vielen Fliegen am Boden die letzte Grundreinigung wohl schon eher länger her war :-/

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter zum Glück wieder gebessert. Nach einem kurzen Einkauf im schönen Waldmünchen wählten wir mit der Strasse 2154 eine wunderbar ruhige Strasse nach Furth im Wald. Ursprünglich hatten wir geplant dem Radweg entlang des eisernen Vorhanges zu folgen. Weil dieser schöne Weg aber teilweise auf Abschnitten mit schlechtem Strassenbelag relativ Steil ist, beschlossen wir unsere Route spontan anzupassen und etwas südlicher in Richtung Donau zu fahren. Da wir dort den mit OpenCycleMap gefundenen Radweg südwärts nicht auf Anhieb fanden, begnügten wir uns bis Arnschwang mit der befahrenen Hauptstrasse. Von dort aus konnten wir dann aber wieder einem schönen Radweg entlang fahren.

Vor Chamerau entschieden wir uns dann weiter durch das Regental zu fahren. Hier folgte unsere Route bis Blaibach der Bahnstrecke und dem Regen (dem Fluss durchs Regental). Von da aus führte uns eine wiederum ein Radweg auf der stillgelegten Eisenbahnstrecke nach Viechtach. Die Stecke verläuft dabei abseits von grossen Strassen hauptsächlich durch den Wald. Auf dem gut gebauten Kiesweg kamen wir trotz der leichten Steigung eigentlich sehr gut voran. Trotzdem wurden wir aber von rasenden Rentnern mit Batterieunterstützung beim Überholen vom Weg gedrängt, so dass wir das erste mal stürzten… ok, ganz so reisserisch spielte sich das ganze nicht ab. Als wir die herannahenden E-Bikes sahen, versuchten wir mit dem Tandem ganz am Rand des Weges zu fahren um genügend Platz zu lassen. Leider war der Wegrand durch den Regen vom Vortag noch relativ rutschig, so dass wir mit dem Vorderrad rechts abrutschten und auf die Seite vielen. Da wir zum Glück genügend weit rechts fuhren, rissen wir die Rentner nicht von den Rädern. Auch wenn der Lenker des Tandems nach dem Aufstellen nicht mir in die richtige Richtung schaute, war nichts kaputt oder verbogen und alles konnte durch mit wenigen Handgriffen wieder in die richtige Position gebracht werden.

Ab Viechtach war der gemütliche Radweg auf der Bahntrasse leider schon zu Ende. Am Bahnhof verglichen wir anhand der Websites die beiden Zeltplätze im Dorf und entschieden uns für das „Adventure Camp Schnitzmühle“, da dieser nicht wie ein parzellierter Sportplatz mit Santärcontainer und 4 Pflichtbäumen, sondern wie ein neuseeländischer oder kanadischer Zeltplatz im Wald mit Fluss und Sanitäranlagen im Blockhausstil aussah.

Trotz der steilen Zufahrt erwies sich dieser Platz als sehr gute Wahl! Bei der Reception durften wir dann noch einen aufgebrachten Gast erleben, der dringend Unterstützung benötigte um einen Stellplatz mit Handyempfang zu finden… Wir schauen meist darauf, dass unser Zelt am Morgen in der Sonne steht und so rasch trotzen ist, es setzen halt (zum Glück) nicht alle die selben Prioritäten.

Da wir mit Duschen und Waschen relativ viel Zeit verbrachten, beschlossen wir auf auf diesem Zeltplatz zu schauen wie es sich mit den Fliegen im Restaurant verhält…. Hier wurde anscheinend regelmässig geputzt und nicht nur das, auch sehr gut gekocht! Da wir immer wieder gerne gut gemachte Burger geniessen, probierten wir hier zwei hausgemachte Variationen. Trotz vieler guter Burger, welche wir auf mehreren Kontinenten assen, war hier nach dem ersten Bissen klar, die gehören zu unseren Top 10! Gute Brote, individuelle lokale Zutaten und feine selbst gemachte Saucen und Kartoffeln in der richtigen Konsistenz… wir bekommen beim Schreiben dieser Zeilen gerade wieder Appetit!

Nach dem herrlichen Nachtessen und einer erholsamen Übernachtung am Fluss erklommen wir die steile Steigung von Zeltplatz weg auf den höher gelegenen Radweg. Dieser führte auf kleinen Nebenstrassen und war teilweise aufgrund der intensiv wuchernden Vegetation, welche die Wegweiser verschlang, so schwierig zu finden, dass wir teilweise mit dem Smartphone kontrollieren mussten, ob wir noch nichtig sind.

Das Gebiet wo wir uns befanden, der Bayrische Wald, wird teilweise auch bayrisch Kanada genannt. Auch wenn hier es schön bewaldet und bevölkerungsarm ist, empfanden wir die Gegend als nicht sehr kanadisch… nicht dass es im bayrischen Wald nicht sehr schön wäre, Kanada bietet einfach noch viel mehr Weite und eine rauere Natur.

In Patersdorf entschieden wir uns entlang der Waldbahn nach Deggendorf an der Donau zu fahren. Das folgen des Radweges war nicht immer ganz einfach, so dass wir z.B. in Arzting beim Bahnhof eine grosse Treppe meistern mussten. Beim nachträglichen Kartenstudium sahen wir dann, dass sich diese Treppe mit einem moderaten Umweg hatte umfahren lassen…

Durch Deggendorf folgte dem Kollbach, was zu einem grossen auf und ab führte, da der Weg normalerweise auf dem „Stadtniveau“ geführt wurde, wir aber grosse Strassen auf schmalen Pfaden unterquerten. Da auch hier die Beschilderung teilweise schlecht oder spät erkennbar war, mussten wir auch mal wenden. Bei so einem Wendemanöver über eine Grünfläche kam es zu unserem zweiten Sturz und ausgerechnet wieder vor Publikum :-/ Beim Wechsel von der Grünfläche auf den Radweg querten wir den matschigen Übergangsbereich ein einem zu flachen Winkel, so dass das Vorderrad seitlich weg rutschte. War dann das Thema der Stürze zum Glück erledigt.


Radroute 3851022 - powered by Bikemap 

Radroute 3851029 - powered by Bikemap