Anstelle unserer geplanten Tour entlang der Küste von Estland haben wir einmal mehr eine Runde in der Schweiz gemacht.
Wie bereits vor zwei Jahren starteten wir mit beladenem Liegetandem und Anhänger zuhause und fuhren durch das Emmental in Richtung Zentralschweiz, wo wir dann bei einem Bruder von Moritz übernachten durften.
Da wir die Strecke Luzern-Stansstad-Brunnen bereits kannten, wählten wir Zuger- und Lauerzersee nach Brunnen. Per Zufall trafen wir in Arth den zweiten Bruder von Moritz, welcher dort mit seiner Familie unterwegs war.
Als wir am frühen Nachmittag in Brunnen ankamen, beschlossen wir die Axenstrasse selbst zu befahren. Aufgrund der vielbefahren Strasse ohne nennenswerte Fahrradinfrastruktur wird zwischen Brunnen und Sisikon der Verlad im Zug/Schiff empfohlen. Gemäss unserer Recherche gibt es aber in südlicher Richtung ein Trottoir, welches als alternative genutzt werden kann. Das Trottoir ist sogar in den Tunneln breit genug, so dass in südlicher Richtung ein relativ sicheres Fahren möglich ist. (Bei Einschränkungen durch Baustellen wäre die Situation wohl anders zu beurteilen).
Achtung: In nördlicher Richtung zwischen Sisikon und Brunnen ist vom Fahrradfahren definitiv abzuraten, da die am wenigsten schlechte Lösung das nutzen des Trottoirs im Gegenverkehr wäre, was wir als nicht sinnvoll erachten.
Als wir dann Sisikon sicher erreicht hatten, schlugen wir auf dem dortigen Zeltplatz unser Zelt auf und genossen ein erfrischendes Bad im Vierwaldstättersee.
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter entlang der Axenstrasse nach Flüelen. Auf diesem Abschnitt existierte dann eine nenneswerte Veloinfrastruktur, teilweise sogar richtig von der Strasse getrennt. Auch dieser Abschnitt lässt sich in südlicher Richtung besser befahren als in nördlicher.
Ab Flüelen stieg die Radroute langsam entlang der Reuss bis Amsteg. Ab Amsteg veläuft die Radroute dann auf der teilweise etwas schmalen Gotthardstrasse, welche aber dank des geringen Verkehrs gut fahrbar war. Bei der Ortseinfahrt in Wassen beschlossen wir in Wassen oder Göschenen zu übernachten. Da wir bereits im ersten angefragten Hotel nur noch das letzte Zimmer erhielten, riskierten wir keine Weiterfahrt. Das Hotel Gerig in Wassen entpuppte sich dabei mit dem einfachen, aber schönen Zimmer und dem ausgezeichneten Nachtessen als richtiger Glückstreffer!
Aufgrund der Wetterprognose (ab Mittag Regen) starteten wir am folgenden Morgen so früh als möglich. Mit dem Frühstück gestärkt, wärmten wir uns mit der Steigung von Wassen nach Göschenen auf. Dem leicht und kurz einsetzenden Nieselregen zum Trotz fuhren wir nach einer kurzen Pause in Göschenen weiter bergauf in die Schöllenenschlucht. Der neu gebaute Radweg, welcher weitgehend von der Hauptstrasse getrennt ist (teilweise auf den Galerien von Strasse und Bahn) war sehr schön aber auch sehr steil, so dass wir in diesem Anstieg mehrfach Pausen machten. Aufgrund von Steinschlag und Sprengarbeiten durften wir aber in einigen Abschnitten nicht ausruhen und mussten diese so zügig als möglich durchfahren.
Nach der Teufelsbrücke war dann der Anstieg relativ plötzlich und früher als erwartet beendet. So erreichten wir am Mittag Andermatt bei wieder einsetzendem Nieselregen. Da sich die Wetterprognose nicht verbessert hatte, beschlossen wir auf dem Zeltplatz zu übernachten.
Leider verbesserte sich das Wetter und die Prognose nachfolgend nicht merklich, so dass wir dann nach einem Ruhetag mit Ausflug mit der Furka Dampfbahn Andermatt wieder verliessen. Beim Start in Realp hofften wir, dass sich das Wetter dann für eine Fahrt über den Furkapass bessert. Als es in Realp dann weiter nieselte und sich die Wolkendecke nicht veränderte beschlossen wir den Furkapass mit dem Autozug durch den Basistunnel zu unterqueren. Das Verladen im Begleitwagen des Autozuges war dabei einfacher (kein Falten des Liegetandems notwendig) und günstiger als die Fahrt mit dem normalen Regionalzug.
Als wir dann in Oberwald im Wallis ankamen war auch hier das Wetter nicht besser, so dass wir den Grimselpass nicht in Angriff nahmen. In Oberwald zu übernachten war für uns keine Option, da wir sonst die Grimselpassstrasse am Wochenende hätten befahren müssen (das macht im Sommer Samstags und Sonntags aufgrund der Motorräder begrenzt Spass), beschlossen wir durchs Wallis hinab nach Brig zu fahren. Ab Reckingen konnten wir die Abfahrt dann sogar mit Sonne geniessen!
Von Brig aus verluden wir Tandem und Anhänger dann im RegioExpress nach Bern. Der RE ist langsamer als der IC, vom Platz her mit dem Liegetandem aber deutlich komfortabler!